Ambrotypie.

Heute möchte ich einfach mal meinen Respekt aussprechen und eine fantastische und faszinierende Arbeit würdigen!!

Ich durfte in den Genuss kommen, mit einem Fotografen gemeinsam einige Ambrotypien zu erstellen. Durch dieses Direktpositiv-Verfahren können ganz tolle und einzigartige Bilder entstehen.

Beherrschen tun das allerdings wohl nicht mehr wirklich viele Leute, da dieses fotografische Verfahren primär Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt wurde. Es handelt sich somit um eine der ersten Möglichkeiten, Menschen und Dinge zu fotografieren und so für die Ewigkeit festzuhalten.
Da man den Medienwandel, den technischen Fortschritt und somit die heutigen Möglichkeiten der Fotografie kennt, kann man sich ausmalen, dass das wirklich ganz schön lange her und somit etwas ziemlich besonderes ist, wenn es 2013 noch immer Menschen gibt, die sich mit diesem fotografischen Verfahren auskennen. 🙂

Und ich durfte hautnah erleben, wie das Ganze funktioniert. Und auch wenn ich es BEI WEITEM nicht en détail erklären kann, weil mir dazu nun wirklich die fotografischen und chemischen Kenntnisse fehlen, so möchte ich diese Arbeiten (eben auch deswegen, weil alles so komplex und spannend ist) würdigen.

Ein Shooting der etwas anderen Art, sozusagen! 🙂

Das ist eines von insgesamt 9 Ergebnissen und ich finde es sehr gelungen!

Einige, die dieses Bild sehen, denken vielleicht sowas wie:

Hmm, den Filter hätte man in Photoshop aber besser machen können. Das ist aber ne echt schlechte Bearbeitung. Alles fleckig und asymmetrisch und unscharf … usw.

FALSCH! Denn dieses Bild ist auf einer chemisch vorbehandelten Glasplatte entstanden. Unverwechselbar, einmalig und nur mit Hilfe von Chemikalien, Licht, meinem Gesicht vor der Linse, dem Wissen eines großartigen Fotografen und dieser Fachkamera mit ihrem sehr offensichtlichen Objektiv:

IMAG2487

Ich finde das absolut krass! Schaut mal da rein. Dat is nix! Also … in den Augen eines Laien ist das nix. Quasi ein hohler Kasten. Und damit soll man Fotos machen können? Auf Glas?? Mit Chemikalien??

YAP!!!

Gute 20 Sekunden musste ich so still sitzen wie es mir eben möglich war, weil die Belichtungszeit bei solchen Kameras natürlich wahnsinnig lang ist. Bewegt man sich, ist das Bild hinterher komplett verwackelt. Je stiller man sitzt, desto schöner und klarer also das Foto. Und da hinterher nix mehr mit Retusche ist, gab ich mir die größte Mühe. 🙂

Das komplette Set sah dann so aus:

Kamera, Licht, Stuhl, eine Stütze für meinen Kopf, damit ich noch einen Tacken besser still halten konnte und eben jene mit Chemikalien vorbehandelte Glasplatte, welche hinten in die Kamera geschoben wird. Dann wird die Kamera geschlossen und es kann losgehen.

Der Hut steht der Kamera übrigens nicht nur modisch gar ausgezeichnet.
Vor der Linse hat er nämlich folgenden Sinn: Sobald das Model die richtige Position eingenommen hat, kommt der Hut weg und dann beginnt die Belichtungszeit, also gute 20 Sekunden (Je länger, desto besser). Er wirkt quasi wie eine Verschlusskappe. Dann den Hut wieder drauf, die verdeckte Glasplatte aus der Kamera holen und ab in die Dunkelkammer, denn es darf jetzt absolut kein Licht an die Platte kommen. Dann wäre das Bild hinüber.
Im Dunkeln wird die Platte dann erneut mit sämtlichen Chemikalien behandelt, wodurch das Bild dann auf der Glasplatte sichtbar wird. Absolut spannend und faszinierend.

Auch dieses Foto finde ich absolut super! Ich erkenne mich selbst kaum wieder und finde, es könnte sich hierbei tatsächlich um meine Urururururur-Großmama handeln. ^^

Am Rand sieht man, dass sich dort die ganze „Chemie-Schicht“ immer noch etwas ablöst. Die größte Leerstelle oben links entsteht dadurch, dass der Fotograf dort immer den Daumen hat, um die Platte beim begießen mit den verschiedenen Chemikalien festzuhalten. Macht ja auch Sinn! 😀

Ich kann es euch wirklich nur so laienhaft erzählen, wie ich das nun hier gerade tu, weil ich all das natürlich nur schwierig aufnehmen konnte. Ich hoffe, der Martin verzeiht mir das. Gerade solche Dinge wie…:

Welche Chemikalien kommen vorher auf die Platte? Welche danach? Wie genau kann es sein, dass sich das Bild tatsächlich auf der Platte abbildet?

… und so weiter und so fort, sind für mich nur arg schwierig zu erfassen. Als ob Licht, Chemikalien und ein hohler Kasten es wie von Zauberhand schaffen, mein Gesicht auf eine Glasplatte zu drucken.
Für mich ist es irgendwie ein kleines Wunder, dass sowas funktioniert und deswegen möchte ich es einfach kurz auf meine Art erzählen, hier festhalten und eben meinen Respekt für solche Kenntnisse und die daraus resultierenden Arbeiten aussprechen.
(Das mit der Faszination ist bei mir übrigens auch bei neueren Kameras der Fall… eigentlich bei vielen technischen Dingen. Da fehlt mir einfach das Verständnis. Ich bin halt doch „nur“ eine Germanistin. :D)
Wer sich näher damit beschäftigen möchte, der weiß ja, wie man heutzutage ein Stichwort wie „Ambrotypie“ mit recht wenig Aufwand recherchieren kann. 😉

Definitiv ein MUSS für jeden Fotografen, wie ich finde. Einfach, um auch mal eine Wurzel der Fotografie näher kennen- und vielleicht auch schätzen zu lernen.
Denn: Jedes Bild ist ein ABSOLUTES UNIKAT!!
Das macht es, wie ich finde, wirklich wertvoll. 🙂

Ich danke Martin Treml dafür, dass ich dieses Shooting mitmachen durfte und werde diese Bilder immer in Ehren halten. Wer Kontakt aufnehmen oder mehr in diese Richtung sehen möchte, möge sich an den Künstler selbst wenden:

http://treml.net/show/index.php?/collodion/

Danke! Es war großartig!! ♥