Die Küchenlosigkeit.

Wie manche vielleicht schon mitbekommen haben: Ich bin umgezogen.

Gute 600 Kilometer von meiner Heimat entfernt, hat es mich beruflich vom Ruhrpott nach Bayern verschlagen. Das ist ja nu eine recht ansehnliche Strecke und da lässt man ja auch gerne mal was in der alten Wohnung zurück oder hat gar nicht erst alles, wenn man – so wie ich – bisher in einer WG gelebt hat.

Trotzdem bildet man sich vor und auch während des Packens in der Tat ein, bereits so einiges zu besitzen. Immerhin habe ich fast 50 Kisten gepackt. Nicht gerade wenig dafür, dass ich aus einem 16m² Zimmer ausgezogen bin. 😀

PUSTEKUCHEN!!!

Nix besitzt Du!!!
Das denkst Du zumindest dann, wenn Du in der neuen Wohnung angekommen bist.
Dann sitzte nämlich da und Dir wird bewusst, was Du eigentlich alles NICHT hast, obwohl der verfluchte Sprinter doch bis zum Anschlag tetrismäßig vollgestopft war.
Im übrigen eine Meisterleistung meines Vaters, die ich ihm nach wie vor hoch anrechne. Vielleicht lasse ich ihn zukünftig auch meine Urlaubskoffer packen. Dann kann ich doppelt so viel mitnehmen. Hurra!!!^^

Dann geht’s also los mit den Überlegungen:

Was brauche ich unbedingt?
Was nicht?
Und was kann ich mir momentan nach dem nicht gerade kostengünstigen Umzug überhaupt noch leisten???

Hier trennen sich dann wohl – wie so häufig – in Windeseile Männchen und Weibchen voneinander und legen ihre Prioritäten in gänzlich unterschiedliche Sparten, wenn es um die Dinge geht, die man UNBEDINGT braucht.

Ja, das wird nun wieder ein kleiner Seelenstrip. Aber wieso soll ich mir was vormachen?
Et is, wie et is! 😀
Frau verschafft sich also einen schnellen Überblick über das neue Heim, scannt die Bude kurz von oben bis unten ab und dann fängt das Gehirn an zu arbeiten… wie verrückt… unaufhörlich. Und die Gier baut sich auf. Die pure Gier nach schönen neuen Sachen und der perfekten Wohnung!!!

Einen Mülleimer für das Badezimmer brauche ich auf jeden Fall. Wo sonst soll ich meine ganzen Wattepads und Q-Tipps reinwerfen? Immer in die Küche latschen? Nee. Und welche Farbe? Überhaupt farbig? Oder weiß? Ich könnte ihn ja zur Not bekleben! Reicht so ein kleiner? Bekomme ich da Tüten für? Mit Henkel? Sind voll praktisch, so Tüten mit Henkel. In welche Ecke stelle ich den? Ich trete mit dem rechten Fuß auf das Ding. Also hier hin. Nein, doch nicht… usw.

 Jeder Mann so: Mülleimer im Bad? Wozu? (Thema erledigt)

 Ich brauche unbedingt ein Schaumbad. Voll öde so ohne Schaum in der Wanne zu hocken. Sollte ich mal baldigst in den dm gehen. Ich möchte gerne das mit dem Lavendelduft haben. Außerdem passt die Verpackung farblich ganz gut in mein Bad. Wobei… ja, doch. Lila, grün, weiß… passt. Hoffentlich haben die das noch… usw.

 Jeder Mann so: Wasserhahn funktioniert. Läuft!! (Thema erledigt)

Ich brauche noch einen Besen. Aber nicht irgendeinen. Schön muss er sein. Am besten farblich noch in den Flur passend. Und am besten ein Gummibesen. Da bleibt der Staub so schön drin hängen. Welche Farben nehme ich überhaupt für den Flur? Und wieso gibts diese Besen nur in so hässlich. Manno… und sie kauft sich einen rot-blauen Besen… widerwillig…

Jeder Mann so: Den Dreck kann ich auch mit dem Fuß in die Ecke schieben. Sieht keiner. (Thema erledigt)

Scheiße. Alle Fußmatten die es gibt sind kackhässlich. Ich brauche eine die schön ist, etwas weibisch aber doch cool und dafür sorgt, dass der Großteil des Drecks nicht in meiner Wohnung landet. Nehme ich da eher eine dünne Matte, oder doch so ein schweres dickes Ding? Hell oder dunkel? Oder mit Farbe? Vielleicht mit Motiv drauf? Keine Ahnung…

Jeder Mann so: Stinknormale Fußmatte (wenn überhaupt), hält den Dreck auf. Reicht! (Thema erledigt)

Und so geht das die ganze Zeit und bezüglich jeder winzigen und noch so kleinen Kleinigkeit, die Frau sich gedenkt in die Bude zu stellen!!!
Ich habe mich im Elektrofachgeschäft sogar dabei erwischt, wie ich vor einer Waschmaschine stehen geblieben bin, die so einen winzig kleinen… ja, nahezu kaum sichtbaren hellgrünen streifen an der Front hatte. Dann sagte ich laut, dass die gut in mein Bad passen würde. Denn ich möchte ja schließlich mit grün arbeiten.
Der Blick des Verkäufers, der sich irgendwo zwischen „spinnt die“ und „ach Du scheiße. Typisch Frau“ bewegte, hat mich dann auch nicht gewundert. Ich bin ja recht selbstreflektiv. Habe im Endeffekt auch eine energie-effiezientere Maschine ohne grünen Streifen genommen. Aber nichtsdestotrotz war der Gedanke da. Und sind wir ehrlich: Das ist schon dezent bescheuert! 😀

Aber ja, ich stehe dazu: Ich bin absolut weibisch, wenn es um solche Dinge geht!
Ich will alles schön haben und passend und mache mir um jeden Furz Gedanken. Ist schließlich ein neues Leben und eine neue Wohnung. Da muss alles perfekt werden.

Also… denke ich. Wird es im Endeffekt dann aber doch nicht. Zumindest wird es nicht in dem Sinne „perfekt“, wie man sich das bei diesem Wort vielleicht vorstellt. Dafür bin ich nicht durchgestylt genug, was meine Wohnungen angeht. Eine Erkenntnis, die ich während meines Umzugs und mit Hilfe vom Perfekten Dinner auf VOX gewonnen habe.
Ich stopfe eher etwas unkoordiniert und recht bunt alles voll.
Aber was solls. Man kann die Perfektion ja zumindest anpeilen. Und solange man sich hinterher wohl fühlt, ist ja auch alles in Ordnung.
Als ich noch DIE SIMS auf dem Computer gespielt habe, waren meine Häuser auch immer klein, eng, gemütlich und vollgestopft, während die meiner Freundin groß, weitläufig und absolut akkurat waren. 😀

Das ist aber ja nu alles Nippes-Kram und nicht wirklich wichtig.

 Was aber unerwarteterweise echt wichtig ist, ist eine Küche!!!

Ich sage unerewarteterweise, da ich wirklich davon ausgegangen bin, lange auf eine Küche verzichten zu können.
Denn meiner Meinung nach verbringe ich doch recht wenig Zeit in diesem Teil der Wohnung.
Ist die eigene Wohnung dann allerdings küchenlos… tjoa… dann ist das schon ganz schön kacke! 😀
Es geht noch nicht mal um das Geschirr oder die Arbeitsplatte oder die kleinen Elektrogeräte.
Es geht um:

1. einen Kühlschrank.
und
2. eine Spüle.

Wer von euch jemals ohne Küche war, wird mich vielleicht verstehen.

Es ist einfach UNSAGBAR ätzend, zwei kleine Kühltaschen mit Inhalt auf den Balkon zu stellen und jedes Mal hinaus in die Kälte zu müssen, wenn man einen Schluck Milch für seinen Kaffee oder einen kleinen Snack für zwischendurch haben möchte.
Wenigstens ist es noch (mehr oder weniger) Winter.
Wäre Sommer, hätte ich wohl die komplette Arschkarte gehabt, weil dieser Balkon-Kühlschrank dann auch noch flach gefallen wäre und ich gar nichts hätte essen können. Gut, Dosenravioli vielleicht. 😀

Genauso nervtötend ist es, wie Quasimodo gebückt – und sich somit in einer mega unbequemen Position befindend – in der Badewanne in einer kleinen grünen Spülschüssel zu spülen.

Dieses hin und hergerenne. Die Kälte. Die fiese Haltung und noch mal dieses ätzende hin- und hergerenne… das macht wirklich keinen Spaß. Ich sag’s euch!
ABER: Seit Montag steht meine Küche und somit ist ein großes Stück Lebensqualität in mein Leben zurückgekehrt. Ich freue mich und war in all meiner Euphorie und zudem noch hungrig einkaufen. War etwas teurer als sonst! Aber was soll der Geiz? Schließlich habe ich endlich wieder einen Kühlschrank!! 😀

Nun freue ich mich noch auf meine Couch, welche „nur“ 8 Wochen Lieferzeit benötigt (so ist’s halt, wenn man Extrawünsche beim Bezug hat^^) und dann sind all die großen und wichtigen Dinge in dieser Wohnung erledigt.

Dann kann ich mich endlich komplett auf all die vielen Nichtigkeiten wie Mülleimer und Besen stürzen, welche Frauen wie mir am Ende dann doch die größte Freude bereiten!!! ♡