0 Km/h sind nicht genug!

Ich weiß, dass ich grundsätzlich sicherlich nicht das Recht habe, darüber zu urteilen, wann jemand gut und wann jemand doch eher miserabel darin ist, ein Auto von A nach B zu bewegen.
Und vermutlich habe ich ebenso wenig das Recht dazu zu sagen, ab welchem Alter jemand den Lappen vielleicht einfach mal abgeben, oder zumindest einen Tauglichkeits-Test bezüglich seiner Fahrkünste dazwischenschieben sollte.

Aber ganz ehrlich?
Manche fahren einfach SO beschissen, das es wirklich nahezu beispiellos ist!
Da kriege ich von jetzt auf gleich wieder die altbekannten tourette-artigen Anfälle im Auto, bei denen ich wirklich jegliche Fassung und ehrlich gesagt auch all mein Niveau für kurze Zeit verliere, und mich über gewisse Menschen und Situationen einfach nur lautstark und maßlos aufrege.

So war es auch am Donnerstag.
Ich war mit einer Freundin auf Schloss Neuschwanstein.
Es war eine wirklich schöne Hinfahrt über kleine Dörfer, an den Bergen vorbei und über relativ ruhige Bundes- und Landstraßen im wunderschönen Süden Bayerns.
Die Sonne schien.
Herrlich war es!

Zugegeben: Auf einen Berg hochlaufen war dann am Ende doch nicht GANZ so herrlich.
Wie ich feststellen musste, ist dieses elendige Gekraxel nicht wirklich mein Ding.
Ich habe einfach keine Kondition und kann – wie ich feststellen musste – nur unter einer Bedingung meine letzten Kräfte mobilisieren: Wenn ich merke, dass deutlich ältere Zeitgenossen bis hin zu einem mindestens 75-jährigen Opi in Sandalen irgendwie genauso schnell vorankommt, wie ich mit meinen 29 Lenzen. Oder sogar noch schneller. Obwohl er volles Brot aus seinen Sandalen rausgerutscht ist. 😀
Da denkt man sich dann doch kurz: Scheiße, das kann es nu auch nicht sein.
Wie peinlich.
Unangenehm.
Gas geben. GAS GEBEN!!! 😀

Aber an und für sich war es trotzdem ein sehr schöner Ausflug, mit einer äußerst angenehmen Hinfahrt.

 Problem war jetzt: Wir mussten ja auch wieder zurück!

Und zwangsläufig begegnen einem auf der Straße ja auch andere Autofahrer.
Nicht die gleichen, wie auf dem Hinweg.
Andere.
Wie zum Beispiel der Mann in einem eigentlich doch recht PS-starken Vehikel, der ganz kurz mal dafür sorgte, dass mir im Auto vor Wut ganz dezent der Arsch geplatzt ist.

Ich wollte gerne auf eine Bundesstraße fahren.
War halt angebracht, weil es sich dabei um den Weg nach Hause handelte.
Keine Wahl, musste ich drauf.
100 Km/h sind auf der B17 erlaubt.
Was viele Menschen in solch einer Situation aber leider einfach nicht verstehen wollen:

Es gibt eine Beschleunigungsspur!

Das heißt es gibt eine Spur, auf der so krass beschleunigt werden kann, dass man sich relativ problemlos in die rund 100 Km/h schnell fahrende Masse einreihen kann!!

Und das sollte man – zur verfluchten Hölle noch mal – auch einfach tun!
Sonst wird der Spurwechsel nämlich irgendwann arg schwierig, bis ca. unmöglich.

Und das haben viele einfach nicht drauf!

Entweder weil sie es tatsächlich nicht können, oder weil se Schiss haben, oder weil… ich habe ehrlich gesagt im Grunde keine Ahnung, warum!
Eigentlich gibt es dafür keinen plausiblen Grund, außer den, dass man theoretisch einfach keinen Führerschein (mehr) haben sollte.

Wie oft pimmelt jemand völlig gechillt mit 60 auf dieser Scheiß Beschleunigungsspur rum und wundert sich dann vermutlich noch darüber, dass er nicht vernünftig auf die Bahn kommt und wieso denn niemand eine 8-Trillion-Kilometer große Lücke für die Scheiß Nuckelpinnen mit ihren unfähigen Fahrzeugführern lässt.
Wobei: Es sind tatsächlich nicht immer kleine Autos mit wenig Feuer unterm Arsch.
Gerne haben auch BMW und Mercedes scheinbar oft serienmäßig kein Gaspedal am Start.
Echt schade!
Also, ich würde mich ja beschweren, wenn ich so viel Kohle für ein Auto latze… und dann hasse noch nicht mal n Gaspedal. Wie kacke ist das denn, bitte sehr?

Na ja… ich fahr auf jeden Fall so in die Kurve, bereit mein Gaspedal voll durchzutreten, damit ich ohne Komplikationen auf die Bundesstraße komme – Man muss dazu sagen, dass es wirklich voll war. Da war nix mit Riesenlücken – … und dann wird der Mercedes (stimmt, es war tatsächlich einer) vor mir immer langsamer, immer langsamer … und dann STAND der!!!
Der stand einfach auf der Beschleunigungsspur, weil er scheinbar überhaupt nicht damit klarkam, dass auch noch andere Menschen auf den Straßen unterwegs sind.
Dementsprechend blieb mir natürlich nichts anderes übrig, als ebenfalls zu bremsen, weil der mir nun mal einfach keine Chance zum Gasgeben ließ. Es war keine ellenlange Spur, aber zur Not fährste halt ein paar Meter auf dem Seitenstreifen, wenn Dich gerade keiner reinlässt.

Aber man kann doch nicht einfach KOMPLETT STEHEN BLEIBEN!!!!

Ich dachte echt, ich flippe aus!
Und neben uns fahren se wie am Fließband vorbei und wir stehen da, ich mit meinem Heck fast noch in der Kurve, so dass mir da gut und gerne jemand hätte drauffahren können, der leider nicht wissen konnte, dass da kurz nach der Kurve auf der – ich wiederhole – BESCHLEUNIGUNGSSPUR, gerade zwei Autos parken.

WIR HABEN GEPARKT!!!

Ich kann das dann auch nicht kontrollieren.
Ich werde so unendlich wütend, motze, schimpfe, meckere laut.
Ich fange an zu zittern, rege mich maßlos auf und wünsche mir, dass sich ein Portal auftun und den Trottel in der Karre vor mir verschlingen möge. In welche Dimension wäre mir in dem Moment wirklich scheißegal.

Das „Gute“ daran, wenn ich dann so stinksauer bin, ist: Ich schaffe es dann auf jeden Fall, mich irgendwie einzureihen. Wenn Du in dem Moment emotional so geladen bist, hat das vermutlich eine ähnliche Wirkung, wie Alkohol. Deine Hemmschwelle wird herabgesetzt und Du fährst mit Vollgas los und legst somit einen granatenmäßigen Start hin, um dich, trotz einer Startgeschwindigkeit von 0 Km/h, iiirgendwie in die Masse zu bewegen, ohne einen Unfall zu verursachen.
Und selbst wenn ich jemanden dann dazu zwinge, mal kurz auf die Bremse zu steigen.
Egal. Was soll ich machen, wenn ich da nicht noch Jahre lang stehen will?!
Die sehen ja, dass da irgendwas nicht stimmt.
Dann müssen se halt den Fuß, trotz ihres Fahr-Flows, mal kurz in Richtung Bremse bewegen, damit das stinkwütende Ruhrpott-Mädchen seine Fahrt fortsetzen kann.^^

Also: Bleifußmäßig und nach Gummi stinkend, weil mit quietschenden Reifen losfahrend, die Situation klären und dadurch dann aber wenigstens wieder von der Stelle kommen. Das war die Devise.

Meistens dauert eine solche Situation ja nur Sekunden.
Anfühlen tut sie sich aber, wie eine halbe Ewigkeit.
Wobei ich schon schätzen würde, dass wir da 1/2 – 1 Minute standen.
Umgerechnet in „Gefühl“ müssten das also ungefähr 8 Stunden gewesen sein! 😀

Ich mich also auf Teufel komm raus eingereiht, fahre an meinem noch immer parkenden Vordermann vorbei und sehe:

Alles klar, Oppa mit Hut!

Nichts gegen alte Menschen und schon gar nicht gegen Oppas mit Hut.
Um Gottes Willen.
Ich mag alte Menschen wirklich gerne!

Aber wie gesagt: Irgendwann kommt vielleicht der Tag, an welchem man seine Fahr“künste“ überprüfen lassen sollte und sich ggf. auch einfach eingestehen muss, dass ein stolzes Alter erreicht worden ist, in dem man vielleicht doch lieber auf andere Arten der Fortbewegung zurückgreifen muss.

Ich habe keine Ahnung, wie lange er da noch stand.
Im Nachhinein tut es mir ja auch doch ein bisschen leid, denn vermutlich war er einfach völlig überfordert und hat die Aktion mit Sicherheit nicht böse gemeint.

Dennoch könnte ein solches Verhalten bei anderen durchaus irgendwann zu einem Herzklappenriss führen, verursacht durch mega heftige Aufregung.

Und außerdem mache ich mir ja auch sorgen um den Opi!
Denn die entspannteste Situation seines Lebens, war DAS sicherlich auch nicht. 😉