Einfach mal hassen.

Ich war noch nie ein großartiger Sport-Fan.
Auch als gebürtige Dortmunderin habe ich diese Fußball-Gene und diese Liebe zum BVB nicht abgekriegt.
Es hat mich einfach nie großartig interessiert und von mir aus kann auch Schalke oder der FC Bayern vor uns stehen. Meine persönliche Welt bricht dann nicht zusammen. Wobei die ganze Geschichte momentan schon echt arg traurig ist, aber die kriegen den Arsch schon wieder hoch und dann muss man sagen: Läuft bei euch! 😀

Dass das mit den Emotionen aber auch anders geht, weiß ich durch Familie und Freunde!
Da werden die liebsten Menschen beim Sportschauen plötzlich zum Berserker.

Seitdem ich allerdings in Augsburg wohne und hier mit Eishockey in Kontakt gekommen bin, muss ich sagen:
Das finde ich schon ganz gut!^^

Im Pott ist Eishockey ja jetzt nicht so der große Sport.
Hier allerdings ziemlich beliebt und nahezu vergleichbar mit Fußball.

Also habe ich mich eines schönen Tages zum ersten mal ins Curt-Frenzel-Stadion aufgemacht, um mein erstes Eishockeyspiel der Augsburger Panther zu verfolgen.

Am Anfang natürlich schwierig.
Du hast keinen Plan.
Alle brüllen und schreien und… hassen die Anderen.
Und du stehst da und verstehst die Welt nicht so ganz.
Trotzdem gibst Du Dir alle Mühe das Ganze nachzuvollziehen.
Du stellst Deinen Bekannten und Kollegen diverse Fragen und hoffst, dass die Mannschaft aus der Stadt, in der Du ja nun mal gerade lebst, am Ende gewinnt. Sollen ja schließlich alle Augschburger gute Laune haben.

Hat an dem Abend übrigens geklappt. Die Sache mit dem gewinnen.
Ich konnte mir also sofort einbilden, ein unglaublich gutes Karma zu haben! 😀

Danach war ich noch 3x da.
Und mit jedem Mal wurde ich… wie soll ich sagen… explosiver.

Beim letzten Besuch im Stadion habe ich dann in der Tat richtig mitgebrüllt.
Dabei war das eigentlich noch nie mein Ding und im Prinzip komme ich mir dabei eher ziemlich bescheuert vor. Egal ob im Stadion oder auf nem Konzert oder in der Achterbahn.
Ich finde kreischen und brüllen einfach ziemlich blöd.

Aber da… also… da hat es mir doch schon, wie man hier sagt, getaugt!

Du kannst einfach mal alles rauslassen und fremde Menschen, die Dir nicht das Geringste getan haben und deren einziger Fehler es ist, dass sie aus einer anderen Stadt kommen, einfach mal abgrundtief hassen.

SCHEIß KÖLNER HAIE!! (Das brüllen wir übrigens immer. Völlig wumpe, welche Mannschaft gerade Gegner ist.)

Ich war echt stinkig, wenn so ne kleine Ratte aus der gegnerischen Mannschaft auf einen von uns eingedroschen hat. Und das war bei dem Spiel in der Tat so krass, wie ich es vorher noch nicht gesehen hatte.
Da möchteste am liebsten runter auf das Eis rennen und diesem Bastard eine reinhauen.

Einen kurzen Moment später kommt wieder das Menschliche in mir durch und ich denke so:

Oh je. Seid doch bitte lieb zueinander. Was soll das denn? Kann nicht mal einer etwas unternehmen? Wie kann man bloß so gemein sein…

Dann habe ich mich gefragt, warum da insgesamt vier Schiedsrichter drumherum stehen und dabei zugucken, wie sich gerade zwei Spieler aufs übelste verkloppen.
Die durchaus nachvollziehbare Antwort meines Kollegen: Die Schiedsrichter sind eigentlich rund 50 Kilogramm schwere BWL-Studenten. Einer der Spieler wiegt aber alleine 110 Kilo. Da würde ich auch nicht dazwischen gehen.

Haha… okay. macht Sinn. Stimmt zwar nicht immer, denn offenbar sind viele Schiedsrichter auch selber mal Profis gewesen. Aber das is mir ja egal. ich finde die erste Antwort einfach plausibler. 😉

Kurz darauf biste schon wieder im Hass-Modus.
Ich gebe zu, mehr als einmal „Wichser“ gerufen zu haben.
Auch ein Wort, was ich sonst niemals in den Mund nehme.
Es gibt einfach Begriffe, die man im alltäglichen Sprachgebrauch nicht unbedingt nutzt, wenn man nicht gerade aus dem Ghetto kommt oder sein Gehirn irgendwo abgegeben hat.

Aber wehe man fährt dann Auto oder schaut Sport.
Dann wird das Niveau für kurze Zeit mal komplett in die hinterletze Ecke verbannt und auf geht’s.
Ich kann das jetzt wirklich schon deutlich besser nachvollziehen, als zuvor.

Kann man ruhig mal machen.
Ich kann euch das wirklich nur empfehlen.
Denn: Wo sonst kann man sich derart asozial verhalten und niemand verurteilt einen dafür?
Das geht wohl wirklich nur beim Sport. 🙂

In diesem Sinne… *ZENSIERT*… 😀