Die Nachbarn und ich.
Nachbarn sind ja an und für sich gar nicht so schlecht.
Man wohnt nicht mutterseelenalleine auf weiter Flur.
Sie nehmen ab und zu mal Pakete an, so dass man nicht zur Post rennen muss.
Und manchmal hat man vielleicht sogar Glück, dass wirklich nette Leute über, unter oder neben einem wohnen, mit denen man sich gegebenenfalls sogar anfreunden kann.
Das ist bei mir aktuell aber leider nicht der Fall!
Ganz und gar nicht!!
Überhaupt nicht!!!
Fange ich doch mal mit der netten Familie über mir an.
Ich jetzt 29 Jahre alt.
Nicht mehr lange und ich bin 30.
… und musste am Freitag trotzdem meinen Ausweis in der Disko zeigen. Das ist mir ewig nicht passiert. Ich weiß ja, dass ich jünger aussehe. Aber doch bitteschön nicht wie U18!!! Hallo??? Na ja, wenigstens war es dem jungen Mann – der eindeutig jünger war als ich – dann ziemlich peinlich und nach einem „Oh“ seinerseits konnte ich das Etablissement dann auch betreten.
Auf jeden Fall: Momentan scheinen alle im Hochzeitswahn zu sein.
Es ist unglaublich, wie viele Hochzeitsbilder momentan auf Facebook umherschwirren, wie viele Verlobungen und ja… auch Kinder.
Ist ja auch völlig in Ordnung, denn in meinem Alter und dementsprechend in dem meines Umfeldes, kann und darf man gut und gerne Kinder in die Welt setzen.
Wenn die allerdings SO sind wie das Balg über mir, dann tut es mir schrecklich leid, aber dann werde ich niemals Mutter, meine Eltern niemals Großeltern und ich muss mir jemand anderen suchen, der sich im Alter liebevoll um mich kümmert.
Denn das, was von da oben auf mich hinunterprasselt, das kann doch kein Mensch lange ertragen.
Wie groß Mutterliebe sein muss…
Dieses Kind ist nur… wirklich NUR am brüllen.
Wenn ein Spross immer so viel flennt und schreit, dann ist der Drop für mich gelutscht.
Ich würde durchdrehen.
Ich dreh ja schon eine Etage tiefer durch.
Eigentlich weiß ich, dass dem nicht immer so ist.
Außer meine Mutter hat mich in all ihrer Liebe angelogen als sie sagte:
„Du warst so ein ruhiges Baby. Du hast so gut wie nie geweint, außer es war etwas laut. Du hast von Anfang an stundenlang durchgeschlafen…“
Wenn man den Erzählungen glauben darf, dann war ich ein Traumkind!
Und sollte ich tatsächlich auch mal Minis in die Welt setzen möchte ich, dass sie bitter sehr genauso sind.
An dieser Stelle ein Tipp an alle werdenden oder geplanten Mütter: Meine Mom vermutet, dass ihr guter Schlaf während der Schwangerschaft dafür verantwortlich war. Sie hat quasi ihre komplette Schwangerschaft verschlafen und ist nur dann mal kurz aufgestanden, wenn sie für meinen Vater was zu Essen kochen musste. Ich bin also quasi schon als Fauli im Mutterleib herangewachsen! 😀
Aber das über mir, das ist kein Fauli.
Oh nein!
Das ist ein Brülläffchen sondergleichen.
Dazu kommt, dass die über mir dermaßen rumtrampeln, dass Du wirklich denkst es wohnt eine Herde tonnenschwerer Elefanten über Dir.
Elefanten die keine Hausschuhe besitzen, durch die dieser unglaubliche Schall vielleicht mal ein Mü (µ) abgedämpft werden würde.
DANN ist die Dame des Hauses, so vermute ich, absolut putzwütig.
Und zwar mit Vorliebe abends.
Dann rollt die mit ihrem scheinbar ebenfalls tonnenschweren Vorwerk-Gerät über den Boden, als gäbe es wortwörtlich keinen Morgen mehr.
Ich weiß nicht, was das für ein Staubsauger ist. Auf jeden Fall darf ich hier unten jedes einzelne vor und zurück hautnah miterleben.
Ich gebe zu, ich habe wirklich bescheuerte Arbeitsschichten.
Aber wenn mein Wecker um 3 Uhr in der Früh klingelt und ich um kurz nach 22 Uhr wieder wach werde weil ich denke, dass es jetzt doch soweit ist und der Krieg ausgebrochen ist… und in der Innenstadt gerade die Bomben runterkommen… sry, aber dann ist das echt nicht witzig.
Aber nein! Es war gar kein Krieg!
Meine nette Nachbarin lässt halt einfach nach zehn Uhr noch den Schleudergang von ihrer Waschmaschine laufen.
Danke für nichts, ganz ehrlich.
Das nächste mal wenn WIEDER einer ihrer Putzlappen, die sie vermutlich T-Shirts nennen, auf meinen Balkon landet… weil sie des vernünftigen Wäscheaufhängens dann scheinbar doch nicht mächtig ist… dann hänge ich das nicht mehr liebevoll in den Flur.
NEIN!
Vielleicht bastel ich daraus ein Paar Nunchakus und schleudere sie des Nachts gegen deren Tür.
Die Familie unter mir.
Ein ziemlich unglückliches Ehepaar, würde ich sagen.
Das sind diejenigen, die ab und zu meine Pakete annehmen.
Das ist auch wirklich nett.
Aber was da unten sonst so abgeht, ist eher weniger nett.
Zunächst einmal stinken die.
Diese Wohnung mieft so extrem, dass die wirklich in ihrem eigenen Dunst umgehend ersticken müssten.
Ich kannte und kenne einige Raucher.
Deshalb weiß ich, dass es in einer Raucherwohnung ganz so armselig NICHT stinken muss.
Würden die ab und zu mal ein Fenster öffnen, wäre das sicherlich nicht ganz so erbärmlich.
Wobei sich das mittlerweile auch in den Wänden und überall festgesetzt hat.
Hat einer von beiden die Wohnung verlassen, muss man im Flur erst mal das Fenster aufmachen.
Und das heftigste ist: Wenn ich in meinem Wohnzimmer eine DVD einlege, dann rieche ich Qualm!
Das ist kein Scherz!
Offenbar zieht das da irgendwie durch den Boden oder die Ecke oder irgendwie… ich weiß nicht wie. Aber es ist so. Ich dachte echt ich spinne, als ich das zum ersten Mal gerochen habe.
Wenigstens riecht man es tatsächlich nur dann, wenn man sich in eben dieser Ecke hinhockt. Ansonsten müsste man tatsächlich überlegen, sich zu beschweren. Das ist unfassbar.
Dazu kommt: Der Mann hustet sich zu Tode.
Als ich hier eingezogen bin dachte ich wirklich:
„Das wars. Nicht mehr lange und der kratzt ab.“
Aber er tut es nicht.
Ich höre nur abends und nachts dieses jämmerliche Geröchel unter mir, und es ist widerlich.
Das ist in Textform auch wirklich kaum zu beschreiben.
Es ist eine Mischung aus Husten und sich übergeben… mit Beilage.
Und er ist ausdauernd!
Teilweise schafft er es, bis zu einer halben Stunde unaufhörlich durchzuhusten.
Wäre ich seine Frau würde ich mir stark überlegen, ihm in der Nacht ein Kissen aufs Gesicht zu drücken, um diesem Elend endlich ein Ende zu machen.
Außerdem streiten die sich ständig.
Dabei hört man auch immer nur ihn mit seiner widerlichen, halbtoten Stimme rumbrüllen.
Das ist wieder so eine Ehe, die man einfach nicht haben möchte.
Da würde ich lieber bis ans Ende meiner Tage allein bleiben, bevor ich irgendwann so ein Leben mit so einem Menschen an meiner Seite führen würde.
Na ja…
Vielleicht bau ich mir ja doch irgendwann ein Häuschen im Grünen.
Oder bei meinem nächsten Umzug bimmel ich zuerst überall an und gucke dann, ob ich in der Wohnung Kinderspielzeug sehe oder mir jemand schon beim öffnen der Tür brutal ins Gesicht hustet.
In diesem Sinne: Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst… NICHT! 😀