Der Vater in mir.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – The apple never falls far from the tree.
Eigentlich spielt man diesbezüglich ja eher auf ähnliche Charakterzüge und Verhaltensweisen an, welche Kinder von ihren Eltern übernehmen oder anerzogen bekommen.
Dass Arschlöcher in der Regel Arschlochkinder gebären und Gute es dann doch zumeist schaffen, ihre Kiddies auch zu welchen von den Guten zu machen, ist ja auch nichts Neues und meiner Erfahrung nach tatsächlich in einem ganz hohen Prozentsatz der Fälle korrekt.
Es gibt Ausnahmen, weil natürlich auch das Umfeld am Ende eine entscheidende Rolle spielt…
… aber oft, oft, OFT stimmt es!
Guck Dir die Familie an und der Rest erklärt sich von selbst.
Nun ist es aber auch häufig so – und das wollen viele ja auch gerne mal nicht einsehen – dass der Apfel auch optisch gerne mal dicht an den Stamm fällt.
Ich war immer der festen Überzeugung, in mir zu 99% meine Mutter zu sehen.
Charakterlich sowieso, denn mein Dad ist im Gegensatz zu uns eher tiefenentspannt, was oft deutlich gesünder ist. Aber was das Wesen angeht, habe ich in der Tat recht viel von meiner Mutter.
Je älter ich werde, desto mehr kommt aber doch auch der Papa durch.
Nicht nur, dass man gewisse Eigenschaften bemerkt, die man vielleicht doch eher vom Vater hat und die man dann zu schätzen weiß, denn eine gewisse Ruhe tut auch mal ganz gut.
Nein.
Es fallen einem plötzlich auch optische Dinge auf, bei denen man sich denkt:
Huch. Jetzt wo ich das so sehe kann ich nur sagen: Würde mein Vater einen Vaterschaftstest verlangen, müsste man ihn in der Tat auslachen.
Das tut er natürlich nicht.
Aber in meiner heutigen – fast 30er – Einsicht braucht er das auch nicht.
Alle anderen haben offenbar schon bei meiner Geburt gesagt, ich wäre ganz eindeutig und unzweifelhaft Papa.
Gut, ich hatte schwarze Haare und mein Dad auch.
Mutter ist blond… ja.
Von daher hat es Sinn gemacht.
Aber warum man das so generell munkelte, habe ich nie verstanden.
JETZT schon.
Vor einigen Monaten habe ich Fotos sortiert und dabei auch welche wiedergefunden, die ich lange nicht gesehen hatte.
Und dann guckt man genauer hin und denkt sich:
Jau, die hatten absolut recht. Du hast echt volles Brett ausgesehen, als wärst Du unanfechtbar von Deinem Vater gezeugt worden.
Um das Ganze zu verbildlichen kommt jetzt natürlich auch das unfassbar niedliche und glubschige 4000g-Baby, welches im Juni 1985 in Dortmund das Licht der Welt erblickte…
… OBACHT:
Hahaha… Also ganz ehrlich?
Eigenlob stinkt ja, aber ich war doch wohl wirklich ein unheimlich süßes Mops-Baby.
Und immer, wenn mich jemand angeschaut oder gar fotografiert hat, habe ich die Augen so aufgerissen.
Ganz offensichtlich tat ich das von der ersten Sekunde an. 😀
Na ja… auf jeden Fall sah ich dieses Bild und mir fiel auf, dass vor allem der Mund ja so dermaßen Papa ist, das gibt es echt auf keinem Dampfer.
Dieses Schnäuzchen mit dieser klar definierten Oberlippe, da ist jeder Vaterschaftstest überflüssig!
Der Grund für mein Bedürfnis diesen Text zu schreiben liegt jetzt im Endeffekt an meinem (immer noch hart durchgezogenen) Training im Fitness-Studio.
Da gibt es einen kleinen „Ladies-Bereich“ mit Hanteln, die keine 25+X Kilo wiegen.
Kommt mir sehr entgegen, denn sonst müsste ich beim Anheben leider sterben.
Damit man sich selbst herrlichst beim Training beobachten kann, ist da natürlich ein dicker fetter Spiegel mit der Aufschrift #machdichwahr.
Jo. Alles klar. Mach ich.
Also hob ich so meine Hanteln und sah mich dabei selbst an…
… und plötzlich dachte ich so: DA ISSER!
Da ist wieder der Vater in mir!!!
Denn das Licht fiel irgendwie so günstig, dass das väterliche Schnäuzchen zum Vorschein kam!
Die komplette Mundpartie war wieder einfach nur Papa.
Während man sowas in der Pubertät ja nicht hören möchte und ich mich auch immer noch ein wenig weigere gewisse Dinge zu glauben …
… zum Beispiel wenn meine Mutter sagt, dass mein Vater und ich auch den gleichen Hintern haben. Also sry, aber wenn ich einen Hintern habe wie mein Dad, dann ist da doch irgendwas schief gelaufen xD…
… so muss ich sagen, stört einen alles andere gar nicht mehr.
Ganz im Gegenteil. Irgendwie ganz fein Neues an sich zu entdecken und bereits vor 29 Jahren erzählte Gerüchte endlich auch selbst nachvollziehen zu können.
Ich sehe gerne aus wie eine Mischung meiner Eltern.
Denn sind wir ganz ehrlich: Ich BIN es ja auch. 😀
Und auch wenn es hier und da was zu meckern gibt versuche ich – in einem ewig andauernden Prozess – immer mehr, mich mit mir abzufinden und zufrieden mit dem zu sein, was die Natur (und Mapa) einem so mitgegeben haben. Kann man ja auch stolz drauf sein und das sollte jeder so gut es eben geht versuchen.
Außer man sieht in seinem Gesicht seine Arschloch-Eltern, ist aber durch besondere Umstände einer von den Guten geworden. Dann hilft wohl nur noch ausblenden oder „face off“.
Guckt euch doch auch mal genauer an und lasst vielleicht sogar eine Lampe um euren Kopf kreisen. Denn dadurch verändern sich in der Tat Gesichtszüge und die unterschiedlichen Merkmale kommen zum Vorschein.
Und unter Umständen entdeckt ihr ja auch urplötzlich Linien in eurem Gesicht, die euch überraschen.
Ist ja Sonntag, da hat man Zeit für solche Kinkerlitzchen. 😉
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Ändern könnte ich persönlich sowieso noch nix, dafür ist mein Gehalt zu niedrig. :p
In diesem Sinne noch einen wunderbaren Sonntag gewünscht.