Der Chef als Raubtier

Ich fand diese Info so interessant, dass ich nicht lange um den heißen Brei herumreden möchte:

Die Amygdala des Menschen wird unter Stress mit dem Chef genauso stark aktiviert, als wenn man von einem Raubtier angegriffen wird!!!

Es ist also schnurzpiepegal, ob Du gerade mitten in der Savanne einem Tiger gegenüber stehst, der fauchend und bereit dich zu fressen auf Dich zurennt…
… ODER ob Du von Deinem Chef zusammengestaucht wirst!!!

Kein Scherz.

Das kennen wohl so einige unter uns:
Du kannst eine noch so starke Person mit noch so viel Selbstbewusstsein und großer Klappe sein…
… wenn Du zum Chef reingerufen wirst, ist Deine persönliche Kacke erstmal mächtig am dampfen!!
Da kannste gar nix gegen machen.
Du weißt, dass er Dich nicht fressen wird.
Trotzdem möchtest Du am liebsten die Beine in die Hand nehmen und Vollgas geben.
Egal in welche Richtung.
Einfach nur weg!

Kurzer Exkurs

Ich wollte mich bei einer genaueren Definition der Amygdala nicht auf Wikipedia stützen, sondern etwas fachlich hübsches für Euch heraussuchen. Also habe ich ein Lexikon für Neurowissenschaft befragt. Wollte es eigentlich nach den ersten paar Worten wieder schließen, weil ich echt ausreichend studiert und wirklich keinen Bock mehr auf Texte habe, die keine Sau versteht. Aber man hat ja dann auch irgendwie einen Anspruch an sich selbst… also habe ich weitergelesen. Das Lexikon sagt folgendes:

Amygdala w [von griech. amygdale = Mandel], Mandelkern, Corpus amygdaloideum, E amygdala, amygdaloid body, an der medialen Spitze des Temporallappens unmittelbar vor dem Hippocampus gelegenes Kerngebiet, welches zum limbischen System gerechnet wird. Unter dem Aspekt der vergleichenden Neuroanatomie handelt es sich um einen früh entstandenen inneren Kern des Telencephalons, also ein Basalganglion. Sie wird deshalb analog zum Archipallium als Archistriatum bezeichnet. Die Amygdala besteht aus mehreren Untereinheiten, die man grob in die auch funktionell gut zu unterscheidenden corticomedialen und basolateralen Gruppen zusammenfassen kann. Der basolaterale Teil der Amygdala erhält Informationen aus sämtlichen Sinnessystemen, sowohl direkte aus dem Bulbus olfactorius (Riechkolben) und von den thalamischen Schaltkernen der übrigen Sinnesmodalitäten als auch indirekte aus dem entorhinalen Cortex. Der corticomediale Teil entsendet über die Stria terminalis und die basale Mandelkernstrahlung eine massive Afferenz in den Hypothalamus und beeinflußt so die Freisetzung von Streßhormonen und das vegetative Nervensystem. Deren Aktionen wirken als Gefühle wieder auf das Gehirn zurück. Die Amygdala ist also eine zentrale Verarbeitungsstation für externe Impulse und deren vegetative Auswirkungen; sie wird als diejenige Hirnstruktur betrachtet, die für die emotionale Einfärbung von Informationen zuständig ist.“ http://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/amygdala/565

Was lange währt, wird endlich gut!
Man hat die Hoffnung schon aufgegeben.
Aber dann kommen sie!
Endlich!!
Verständliche Worte!!!

„Eine Verarbeitungsstation für externe Impulse und deren vegetative Auswirkungen. Die Hirnstruktur, die für die emotionale Einfärbung von Informationen zuständig ist.“

AHA!!!
Heißt also im Klartext: Die Amygdala bewirkt, dass wir Angst haben und wegrennen möchten, wenn ein fauchender Tiger vor uns steht. Emotion + Impuls.

Oder auf die Situation übertragen, die den Meisten von uns vermutlich eher begegnet:

Chef ruft Dich rein –> Amygdala sagt: „Aaaaah“ –> Du gehst weiter –> Siehst den Chef –> Amygdala sagt: „AAAAAAAAHH“ –> Chef fängt an zu sprechen –> Amygdala signalisiert Dir: Jetzt oder nie. LAUF!

Und dann haste nämlich das richtige Dilemma am Start:
In der freien Natur rennst Du NATÜRLICH einfach los, wenn Du das Bedürfnis dazu verspürst.
Jetzt bist Du allerdings in das Korsett von gesellschaftlicher Konvention und der Tatsache gepresst, dass Du Deinen Job eigentlich magst und ihn auch gern behalten möchtest.
Ob das so bleibt, wenn Du schreiend und mit den Armen fuchtelnd aus dem Büro Deines Chefs rausrennst… ich weiß ja nicht! 😀

Also bleibst du sitzen, ignorierst Deine natürlichen Instinkte und verhältst Dich damit VÖLLIG wider die Natur!!!
Vielleicht sollte man den Dingen einfach mal ihren Lauf lassen und wenn Du Dich dann, aufgrund Deiner Flucht aus dem Büro, erneut vor dem Chef verantworten musst erklärst du ihm, wie wenig Du dafür konntest, dass Du weggerannt bist…

… und während Du diesen Satz sprichst, ist die Amygdala schon wieder voll am Arbeiten und Du machst erneut los! Hahaha…

Entschuldigung.
Kurz die sachliche Ebene verlassen.
Aber ich fänds witzig.
Fünf Euro für denjenigen, der das macht und sich dabei filmen lässt!!! :p

An dieser Stelle würde ich ja gerne den Kopf eines böse schauenden Chefs zeigen, der via Bildbearbeitung auf einen Tigerkörper gesetzt wurde… aber ich habe keinen böse dreinschauenden Chef im Petto, mag meinen Job ebenfalls und kann zudem nicht mit Bearbeitungsprogrammen umgehen 😉 

Deshalb gibt es ein Bild von der lieben Lotte.
Wirklich lieb.
Ganz bezaubernd sogar!!

Aber auch sie könnte – obwohl sie in diesem Moment eigentlich nur etwas angepisst ist, weil der junge und spielfreudige Balko ihr, der etwas älteren Dame, mit seinen Spielaufforderungen dezent auf den Pinn geht – bewirken, dass Miss Amygdala sagt: Oh oh… böses Tier… rennen in 3…2…1…

Der Blick vom kleinen Balko ist übrigens echt grandios, wie ich finde.
Balko so: „WhOOOt? Was hat die den jetzt?? Hab gar nix gemacht ej…!!!“
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für das Bilder-Sponsoring.
Weitere – absolut unböse und wirklich gar wunderbare – Hundebilder gibt es hier: https://www.facebook.com/fotosfreischnauze

Na ja… was soll man sagen.
Die Gesellschaft zwingt uns halt dazu, gewisse Regeln einzuhalten.
Aber ich finde dass dieses Beispiel deutlich zeigt, was wir für starke und verkopflichte Kreaturen sind.
Wir können die krassesten Triebe durch unsere Gedanken und einen starken Willen außer Kraft setzen und in der Höhle des Löwen sitzen bleiben, obwohl wir theoretisch einfach nur weg wollen.
(Man muss sich das Ganze ja irgendwie schön reden!!)

Ich bin übrigens darauf gekommen, als ich den Test eines Psychiaters gesehen habe.
Der gute Mann versucht unter anderem herauszufinden, inwiefern man sich in seinem Leben von Autoritätspersonen beeinflussen lässt.
Diese typische: Der-Mensch-ist-ein-Herdentier-Sache.
In diesem Falle war es ein Experiment bei „Stern TV“.
Hier ist es nicht der Chef gewesen, der einem Befehle erteilt oder in einem den Fluchtreflex ausgelöst hat… sondern in diesem Experiment hat ein mutmaßlicher Regisseur dem Publikum im Studio via Lautsprecher Ansagen gemacht.

Was glaubt ihr, was passiert ist?
RICHTIG:
99% der Zuschauer haben sich, ohne auch nur den Hauch einer Sekunde nachzudenken, zum absoluten Vollhorst gemacht, indem sie beispielsweise Schwimmflügel angezogen, mitten im Studio ein Fußbad genommen oder sich eine Gummiente über den Kopf gezogen haben.
Und das alles nur, weil der vermeintliche Regisseur gesagt hat, es sei eine Sommersendung und das Publikum müsse zwingend mitmachen.
Lediglich ein einziger junger Mann hat sich dagegen gewehrt, sich oben ohne in eine TV-Sendung zu setzen.
Ansonsten macht man halt einfach stumpf und ohne jegliche Reflexion alles, was einem irgendein Hans-Wurst über irgendein Mikrofon irgendwo in diesem Sendestudio sagt.
Unglaublich!!!

Und zum Schluss noch mal ein interessanter Fakt:

Würde man die Amygdala in Euren Köpfen zerstören, dann wäre Eurer Angst- und Aggressionsempfinden für immer weg. Klingt erst mal ganz gut… aber dann bleibt ihr im Umkehrschluss halt auch, wie der allerletzte Vollidiot, vor dem Raubtier stehen und lasst Euch fressen. Weil Ihr dann nämlich nicht mehr checkt, dass das Vieh vor Euren Augen eigentlich unbändige Angst in Euch auslösen sollte. Und solltet ihr nicht in der Savanne stehen, könnte der Wegfall der Amygdala übrigens auch Eure Lustzentren und Empfindungen vernichten. Sexualtrieb no more!

Beides recht uncool! 😀
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In diesem Sinne, schönen Sonntag.
Vielleicht geht ihr ja in den Zoo… oder müsst arbeiten! 😉