Feiern Ü30…
… IST ECHT NICHT MEHR DAS, WAS ES MAL WAR!!!
Abgesehen davon, dass man diese grenzenlose Partylust nicht mehr in dem Maße verspürt wie noch vor zehn Jahren, ist die ganze Sache mit dem Publikum auch schwierig!
Zumindest dann, wenn man in eine stinknormale Großraumdiskothek geht.
Je nach Musikgeschmack hat man ja manchmal keine andere Wahl, als bestimmte Partys in bestimmten Locations zu besuchen. Dort schaust Du dann in diese ganzen niedlichen Babygesichter und denkst Dir, dass du den einen oder anderen „Mann“ vor zehn Jahren schon ziemlich süß gefunden hättest. Jetzt musst Du allerdings eher aufpassen, dass Dir nicht sofort die Milch einschießt und du gleichzeitig auf die ganzen Schäfchen achtgibst, die da mit ihrem „Ich bin unter 18 und dementsprechend in Begleitung“-Stempel auf der Hand rumrennen.
Dann steht man da mit seinem Bierchen in der Hand, den Blick in Richtung Tanzfläche und sieht, dass die nächste Generation genau das tut, was man früher selbst getan hat:
1. Im Kreis stehen und tanzen. Alternativ einfach auch nur grunzdämlich abspacken und versuchen seine Freunde in absoluter Coolness zu überbieten.
2. So tun als wäre man sowieso die allergeilste Person auf dieser gottverdammten Tanzfläche, indem man sie entweder nahezu komplett einnimmt, oder das eine oder andere Mal zumindest ganz gekonnt über das komplette Areal flaniert.
3. Absolut auffällig über andere Personen und Grüppchen herziehen, obwohl man selbst nicht viel besser tanzt / aussieht / ist.
Das Gefühl in einem selbst sagt: Genau das hast du früher auch gemacht. Und es war verdammt witzig und eine echt gute Zeit. Und es war auch völlig okay, wenn andere das Geläster bemerkt haben oder Dich nicht so toll fanden, wie Du selbst. Auch der Black-Out nach der Party war eigentlich ziemlich egal. Dann wusste man halt diese oder jene Sache nicht mehr. Who cares?
Aber jetzt hast Du da einfach keine Lust mehr drauf. Du tanzt allein – vielleicht noch mit einem Freund oder einer Freundin – und machst Dir auch keine großartigen Gedanken über die Menschen um Dich herum. Du würdigst gute Tänzer, würdigst schlechte aber gleichzeitig nicht mehr in allzu krassem Maße herab. Und wenn, dann tust Du es innerlich. Du freust Dich eher darüber, wenn alle Spaß haben.
Außer vielleicht Du hast nen besonders guten Tag. Dann könnte ausnahmsweise doch mal gemeinsam mit Freunden über die Pummelfee gesprochen werden, die da in engster Corsage, mit weitem Tüllrock, Miezekatzenöhrchen aufm Kopp und einem rosa Zauberstab in der Hand tierisch abgeht.
Prinzipiell ist aber alles irgendwie sorgloser und tiefenentspannter
Früher: Happy Hour im Spirit in Dortmund, 23 Uhr, folgendes Lied:
*SWUSCHHH* … Platz an der Bar gesichert – weil man sonst nie wieder einen bekommen hat, wenn man zu langsam war – und dann: Wodka Lemon, Whisky Cola, Wodka Lemon, Whisky Cola… Happy Hour vorbei… Bier…
Nächster Tag: Joooa, bisschen schwerfällig alles, bisschen Kopf. Aber okay.
Heute: Happy Hour im Spirit in Dortmund, 23 Uhr, Lied siehe oben:
Alles leer!
Keiner da!!!
Und dann gibt es heute drei Alternativen:
1. Du bist mit dem Auto da. Du trinkst ne Spezi oder maximal ein Radler und fährst dann irgendwann Heim.
2. Du gehst ganz entspannt zur Bar und überlegst Dir, ob Du aus diesen schmantigen Plastikgläsern, von denen Du den Dreck ganz genüsslich mit dem Fingernagel abkratzen kannst, überhaupt etwas trinken möchtest.
Denn heute lautet der Tipp eher: Bleib beim Flaschenbier!
Dann wunderst Du Dich darüber, wie sehr die Partykultur doch in wenigen Jahren den Bach runtergegangen ist, nuckelst an ein, zwei oder drei Bier und wirst schweinemüde. Dann fährst Du nach Hause, wachst am nächsten Tag auf und hast von den drei Bierchen schon ein wenig Kopf. Aber es geht. Immerhin kein Black-Out. Dann chillst Du, weil vermutlich Sonntag ist.3. Der Zug gibt Vollgas. Du verpasst den Bahnhof an dem Du eigentlich dringend hättest aussteigen müssen. Du trinkst und tanzt, trinkst und tanzt… lässt Dich irgendwann von einem Taxi nach Hause fahren. Wann? Keine Ahnung! Irgendwann halt. Und am nächsten Tag leidest Du. Du leidest echt heftig! Und du kannst es ganz gepflegt knicken an jenem Tag um 12:00 Uhr aufzustehen, Dir den Staub abzuschütteln und zur nächsten Verabredung zu fahren. Um 12 schaffst Du es maximal – und mit dem letzten Rest Deiner Kräfte – vom Bett auf die Couch. Und dann leidest Du! Bis in die nächste Nacht hinein! Und wie ich aus zuverlässigen Quellen hörte verschiebt sich diese Linie übrigens immer weiter nach hinten. Also mit Mitte 30/40 biste dann nach Volltrunkenheit schon zwei Tage lang gänzlich „knocked out“.
Und wenn Du heutzutage einen Black-Out hast, was nach einem solchen Abend sehr wahrscheinlich ist, dann empfindest Du nicht völlige Gleichgültigkeit.
OH NEIN!!! Du empfindest unerbittliche und grenzenlose Scham!
Was habe ich getan? Was habe ich erzählt?? Und wem eigentlich????
Nummer 1 ist relativ lahm, aber ne sichere Sache. Nummer 2 ist völlig okay… aber wegen Nummer 3 wird mittlerweile eigentlich eher hartnäckig versucht, einen solchen Zustand zu vermeiden. Dann muss man halt mal „nein“ zum Schnaps sagen.
Früher: Allet rinn!
Heute: Nein, Danke. Ich vertrage Schnaps nicht so gut.
Und das Allerschärfste, nachdem man dann vielleicht auch noch ne ordentliche Runde getanzt hat, egal in welchem alkoholpegeligen Zustand, ist das Gefühl am Tag danach!
Ich wollte am Freitag vor einer Woche mal abchecken, ob ich noch in diesem einst zackigen Tempo zu Industrial tanzen kann. Also … schnell und fuchtelig.
Kann ich.
War zwar nach 30 Sekunden völligst im Arsch und brauchte ne Pause, aber ich kanns!
Dann hab ich mich allerdings zwei Tage lang gefragt, warum ich so unfassbare Schmerzen im Rücken und vor allem im Nacken habe.
Hab ich mich verlegen?
Irgendwie verrenkt?
NEIN!!!
Ich habe mich bewegt!
Und zwar ganz offenkundig deutlich zu schnell für meinen gealterten Körper!!! 😀
Ab und zu keimt ein bisschen Wehmut in einem auf
Das war schon cool damals.
Jedes Wochenende draußen.
Immer mit zig Leuten die genauso drauf waren, wie man selbst.
Mega Spaß gehabt.
Sich total großartig gefühlt.
Noch Fotos mit Einmalkameras gemacht, die man entwickeln lassen musste, während man lächelnd und gut gelaunt vom FZW-Klo kam:
Und noch völlig überbelichtete Schnutenfotos gemacht, weil man es halt einfach konnte:
Dann wird einem aber bewusst, dass es auch jetzt ok ist, wie es ist.
Man geht ja immer noch ab und zu weg.
Es ist halt alles nur nicht mehr so konsequent, schnell und … fresh!^^
Hat also alles Vor- und Nachteile, wobei Nackenschmerzen nach dem Tanzen eindeutig ein Nachteil sind. Aber auch da kann man sich dann schön sein Wärmekissen inne Mikrowelle packen, oder gleich die Wärme- und Massagematte raus holen, und dann ist spätestens fünf Tage nach der Party wieder alles im Lot.
Positiv ist übrigens auch folgendes:
Früher: FUCK! Schon 16:00 Uhr. Wir wollen um 24:00 Uhr los und sollten echt mal langsam anfangen uns fertig zu machen. Die Zeit rennt!!!
Heute: Ich will um 22:00 Uhr los und jetzt ist es 19:00 Uhr. Geil, da ist locker noch ein Schläfchen drin. Wer weiß, wozu es gut ist. *Wecker klingelt um 20:30 Uhr* … SNOOZE … 21:00 Uhr. Zeit aufzustehen und das Tages-Make-Up etwas aufzufrischen.
Und der größte Witz: Man sieht eigentlich sogar noch besser aus, als früher. Entweder macht das die Erfahrung oder die veränderte Selbstwahrnehmung! 😀
IN DIESEM SINNE, AB INNE RINNE!
Je nachdem, was man verträgt. 😉
Wundervoller Beitrag meine Liebe, auch wenn ich noch U30 bin kommt es mir dennoch so vor, als seinen „die“ Tage im Spirit ewig her. Das war (und ist es sicherlich nach wie vor) vielleicht eine Bude. Die Faherer hat gerade dort noch mehr die A-Karte gehabt, als er sie owieso schon in seiner Rolle an sich hat.
Ja, dass stimmt! 😀
Es fühlt sich an, als wäre es ewig her… aber es sind auch einfach schon … ähm … 8 Jahre?! o.O