Fazit: Sean Paul – 23.05.2013, Düsseldorf

Eigentlich beschreiben die Worte einer ehemaligen Mitschülerin, die ich gestern gegen 20 Uhr in der Mitsubishi Electric Halle traf, am besten, was wahrhaftig passiert ist:

Ich hätte mehrere hundert Euro dagegen gewettet, Dich hier zu sehen.

Recht hat sie! Da hätten wohl so einige Menschen Haus und Hof gegen gewettet… und verloren!
DennICH war auf einem Konzert von Sean Paul!
Nein, ich wurde nicht gewaltsam dorthin verschleppt. Ja, ich habe mich ganz bewusst und voller Freude dafür entschieden, mir das nicht entgehen zu lassen.

Gott sei Dank!!! Ich bereue keine Sekunde dieses Konzerts. Also … von Sean Paul. Die Vorband konnte man, freundlich ausgedrückt, inner Pfeife rauchen. Nik & Jay sind sicherlich zwei schnieke Kerlchen, aber was da raptechnisch durch die Mikrofone kam, war nu echt nicht der Knaller.
Da lag, wie ich finde, die Überlegung nah, dass Sean Paul absichtlich eine eher schwache Vorband gewählt hat, um nach deren Auftritt RICHTIG gut dazustehen. Zweite Theorie meinerseits: Einer der beiden Jungs – oder vielleicht sogar beide – müssen sowas wie Cousins 5. Grades sein und deswegen kam der jamaikanische Superstar leider nicht drumherum, die „Familie“ mal auftreten zu lassen. Ich habe erst überlegt, ein Foto der Vorband in meinen Blog zu packen. Aber wenn ich bedenke, dass die Handybilder sowieso richtig schlecht sind und ich in meinen Eintrag über das WGT 2013 ein solch schlechtes Bild von „The Birthday Massacre“ reingepackt habe, die ich wirklich richtig gut finde … dann haben Nik & Jay es leider nicht verdient, ein qualitativ gleichwertiges Bild zu bekommen.
Nachdem ich dann das Hauptkonzert gesehen habe, muss, wenn überhaupt, die zweite Cousin-Schwippschwager-Whatever-These zutreffend sein! Denn der gute Sean Paul hat echt ne Show vom allerfeinsten abgeliefert und hat es dementsprechend wohl kaum nötig, eine schlechte Vorband auszuwählen, um danach gut auszusehen.

Es war echt alles in der Show enthalten, was ein Künstler so zur Unterhaltung der Massen braucht. Buntes Licht, Konfetti, heiße Background-Tänzerinnen, ne coole Band, alte Songs, neue Songs, nackte Oberkörper und SÄMTLICHE in unserer Welt vorhandene „Ooooohohohohoooo’s“ und „Uh uh … uh uh’s“ und „Yeah yeah’s“, bei denen man sich mit dem Publikum bzgl. des Ausrufens eben jener  Ausdruckspartikel abwechseln kann. Auch wenn viele einen zweiten oder dritten Anlauf des Sängers benötigten, bis sie gecheckt haben, an welcher Stelle sie nun „yes“ oder „no“ oder „yeah“ brüllen müssen. Früher oder später hat es aber immer geklappt und Sean Paul scheint da auch sehr geduldig. Es wird eh so viel „rumge-yeaht„, da machen 3-4 „yeahs“ mehr oder weniger nix aus. Höhepunkt für die Fans in den vordersten Reihen waren wohl die rund 5 verschwitzen Handtücher, die der Gute immer wieder ins Publikum warf. Einige Mädels werden sich jetzt vermutlich nicht mehr waschen … oder nur noch mit diesem Handtuch abtrocknen! 😀

Bevor es in meiner kleinen Konzert-Rezension weitergeht, hat Herr Sean Paul aber dann doch noch eines dieser schlechten Handybilder verdient, mit denen ich meine Konzerte würdige. Vielleicht wird es eine Tradition. Mal schauen. Aber man erkennt einen Mann auf der Bühne und die jamaikanische Flagge am Pult. Shake ya ass, Sean da P.:

Musikalisch war das Konzert also wirklich richtig gut. Stimme gut, Technik gut, Akustik gut … alles wunderbar!

FAST noch geiler waren für mich allerdings die kleinen sozialen Studien, die ich während des Konzerts betrieben habe. Ich kann einfach nicht anders, als auch die Menschen um mich herum zu beobachten und das ist eine fast noch größere Show, als die ganze Party da auf der Bühne!^^

Als wir die „Mitsubishi Electric Halle“ betraten, war mein erster Gedanke: „Alles klar, den Altersdurchschnitt heben wir aber mal ganz gewaltig an.“
Der Eindruck blieb bestehen. Allerdings fanden sich hinterher doch 1-2 Menschen, welche die Volljährigkeit ebenfalls schon ein paar Jahre hinter sich gelassen haben. Puh!!

Auf gehts ... es wird gut! :D

Wir standen also, so meine ich, an einer Art Grenze, welche die Fan-Massen teilte. Eine Grenze zwischen kreischenden Teenie-Mädchen, verliebten Teenagern, verliebten und gerade eben volljährigen Pärchen und den Paaren, die ganz offensichtlich erwachsen und auch nicht erst seit gestern zusammen sind. Und ja, irgendwie waren, abgesehen von der kreischenden Fraktion, fast nur Paare um uns herum. Beobachtet man eben jene Gruppen nun getrennt voneinander, kann man interessante Dinge feststellen.

1. Das Teenie-Pärchen: Nichts wirklich interessantes zu beobachten. Vielleicht seit wenigen Wochen oder Monaten zusammen. Noch sehr jung, ich tippe 15-16 und denken vermutlich zu diesem Zeitpunkt, dass sie für immer zusammen sein werden und sich unendlich doll lieben. Beide tanzen etwas verschüchtert. Man möchte sich ja vor dem anderen nicht blamieren. Man muss irgendwie cool rüberkommen. Also lieber etwas Zurückhaltung, bevor man sich völlig zum Affen macht. Haben beide so gemacht, ab und zu ein Küsschen. War ganz süß. Abgesehen von den roten Augen des Buben, der sich vermutlich klammheimlich und abseits der Eltern mal ein Bierchen gegönnt hat, nix auffälliges. Teenies halt.

2. Das erwachsene Pärchen, Kategorie I.: Offensichtlich schon länger zusammen und auch glücklich miteinander. Denn: Sie stehen nebeneinander, wippen lediglich ein wenig im Takt. Genießen das Konzert. Ab und zu kleine Berührungen, mal ein Küsschen, gerne mal ein Lächeln. Sehr reife Attitüde und Vertrautheit. Ebenfalls nichts Besonderes. Sie fallen am wenigsten auf.

3. Das erwachsene Pärchen, Kategorie II.: Scheinbar auch nicht erst seit gestern zusammen. Auch bedeutend ruhiger, als die jungen Leute, aber einen Hauch aktiver als Kategorie I. Ab und zu wird getanzt, ab und zu tanzt sie ihn an. Ab und zu mal klatschen, aber nicht immer. Dezent die Hände in die Luft gehoben, oder auch nicht. Man sieht die Nähe und die Vertrautheit, trotzdem hängen sie nicht ekelhaft innig beieinander. Alles in Ordnung. So darf es sein.

Und dann …

4. Das knapp volljährige Pärchen: Mit Abstand am Interessantesten, weil so unfassbar klischeehaft. Ich will gar nicht wissen, wie viel Prozent derjenigen, die das hier lesen, solch eine Situation kennen und sie, mit voranschreitendem Alter, mit Sicherheit NICHT mehr haben wollen! 😀
Folgende Situation also bei diesem Liebespaar: Zu Beginn des Konzerts gehen sie ab wie Schmidts Katze. Er hüpft wie ein Wahnsinniger auf und ab und tanzt, als gäbe es keinen Morgen mehr, sie himmelt ihn an und denkt sich vermutlich, wie toll ihr Schatz doch tanzen kann. Wenn er dann mal endlich aufhört zu hüpfen, schnappt er sich seine Freundin und dann werden ohne Hemmungen schön die Mandeln massiert … und weiter und weiter und immer noch und ohne Pause. Dann weiterhüpfen. Das Ganze immer in recht gleichmäßigen Zeitintervallen. So krass, dass man sich echt denkt: Nehmt euch ein Zimmer, bitte.
DANN der Bruch!!! Ein Streit. Warum auch immer kriegt sich das glückliche Paar mächtig in die Köppe. Seine Mimik heftig sauer, ihre ebenfalls. Sie schubst ihn weg. Kein Hüpfen mehr. Beide erstarren zur Salzsäule. Er zerknüllt vor Wut seinen Plastikbecher und geht weg, lässt sie da alleine stehen. An ihrem stark minimalistischen Tanzstil, einem leichten einknicken der Knie, sieht man nun, dass sie stinksauer ist und versucht, noch irgendwie einen Hauch Spaß aus ihren tiefsten Tiefen herauszuholen, während sie sich aber eigentlich nur die ganze Zeit denkt, wie scheiße ihr Freund doch ist und warum, zur Hölle, er sie dann auch noch alleine da stehen lässt. Ja, warum wohl … der hat keinen Bock auf Zickerei. Aber in ihren Augen ist er ja schuld an dem ganzen Dilemma. Weiter gehts. Irgendwann kommt er wieder, die Lücke zwischen den Beiden ist aber noch immer ziemlich groß. Die Hüpferei ist allerdings nach wie vor Geschichte. (War ganz gut so, dann konnte ich wenigstens vernünftig sehen.) 😀
Irgendwann ein kleiner Annäherungsversuch seinerseits. Sie noch immer herbe grantig, schubst ihn wieder weg. Er geht. Dann kommt er wieder. JETZT wollen beide dem jeweils Anderen zeigen, dass sie ihn ECHT nicht brauchen, um auf diesem Wahnsinns-Konzert, was ja auch Geld gekostet hat, tierischen Spaß zu haben. Deswegen passiert folgendes: Ihr Tanzstil geht in ein etwas heftigeres Wippen über, er reißt seine Arme nach oben. Und beide so: Sieh her, Arschloch. Ich habe MÄCHTIG Spaß ohne Dich. Die Körpersprache verrät zwar was ganz Anderes, und das wissen beide eigentlich auch, denn die Mimiken sind nach wie vor ganz schön angepisst, aber so ein Streit ist halt nicht mal eben vorbei. Fünfe gerade sein lassen ist einfach nicht machbar. Aus irgendeinem Grund gibt es ein Alter … und das hält gerne mal auch länger an … in welchem man sich einfach immer streitet, wenn man zusammen weggeht. Manche können sogar niemals gemeinsam mit ihrem Partner feiern gehen, weil es immer in die Hose geht. Aus Gründen, die im Endeffekt keiner wirklich kennt und die mit Sicherheit gerne auch mal dem Alkohol geschuldet sind.
Und auch wenn ich nicht weiß, worum es ging möchte ich stark vermuten, dass eine absolute Nichtigkeit der Grund für diesen Beef war, der für mich aber gleichermaßen interessant und auch ein bisschen lustig zu beobachten war. Denn auch ich persönlich habe solche Teenager/Gerade volljährig-Erfahrungen mit der männlichen Fraktion machen „dürfen“ und weiß deshalb die Körpersprache des Mädels einigermaßen zu deuten, denke ich.

Zuletzt noch…

5. Die kreischenden Teenie-Mädchen: Auch sehr süß. Denn sie kreischen immer genau dann am allerheftigsten los, wenn Sean Paul seine Hüften kreisen lässt und dann sein Becken ganz lasziv und immer wieder nach vorne schiebt. So à la: „You and me baby ain’t nothin‘ but mammals. So let’s do it like they do on the Discovery Channel…!“
Da haben die vielleicht losgelegt zu schreien ej. Wahnsinn. Einfach mal die Stimme erst in die Schuhsohle geschoben, um dann alles orkanartig rauszubrüllen, was die kleine Pieps-Stimme so hergibt. Und dann spricht Sean Paul auch noch immer von all den „sexy ladies“ im Saal. Ja, da MUSS man ja ausrasten!! 😀
Das ist genau deshalb etwas niedlich, weil vermutlich ein Großteil dieser arg lauten Fraktion noch nicht mal weiß, was ein Mann mit diesem Teil seines Körpers so alles anstellen kann und was diese Gesten so alles beinhalten. Obwohl … in unserer heutigen Zeit … aber nun ja. Auf jeden Fall gönne ich es ihnen von Herzen und sie haben bei mir auf jeden Fall ein Lächeln erzeugt.
Auch hier gilt wieder:
Ich habe als kleines Mädchen bei „Caught in the Act“ genauso laut gebrüllt. Ja, ich war aus tiefstem Herzen „Caught in the Act“-Fan und habe jeden Schnippsel aus der BRAVO gesammelt und feinsäuberlich in Ordner einsortiert. Und ich stehe dazu, auch wenn die Jungs der Boybands damals, im Nachhinein betrachtet, deutlich unattraktiver waren, als es die Stars und Sternchen heute zum Teil sind. Zumal ich, natürlich, auch noch auf das schwule Bandmitglied abgefahren bin. Aber egal. War geil und gehört halt zum Dasein als kleines Mädchen dazu.^^

Aber das ist halt das Schöne daran ein Fan zu sein. Die Jungs wollen so sein wie Sean Paul, denn er kriegt all die heißen Chicas ab und wird bejubelt bis zum Geht-Nicht-Mehr. Die Mädchen wollen so sein, wie die Background-Tanzerinnen, die sich natürlich ziemlich gut bewegen können und gleichzeitig ihren Hintern an seinen Hüften reiben können, ohne dass er sich darüber beschwert.
Ach ja. Wie schön!!!

Ich habe übrigens auch getanzt! Und auch ich habe den „sexy-discovery-channel-move“ nachgemacht. Dann fand ich es schön zu wissen, dass ich mit meinem Hüftschwung zwar nicht an die Tänzerinnen rankomme, aber zumindest an all die kleinen Mädchen dort. Ist ja auch nur fair. Schließlich habe ich 10(+) Jahre Vorsprung. 😉